- Hindenburg, Paul von
- Hindenburg, Paul vonPaul von Beneckendorff und von Hindenburg, wie sein voller Name lautete, wurde am 2. Oktober 1847 in Posen als Sohn eines preußischen Offiziers und Gutsbesitzers geboren. Er nahm als junger Offizier am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil, wurde 1903 Kommandierender General und erhielt 1911 seinen Abschied aus der Armee. Bei Kriegsausbruch 1914 reaktiviert, konnte er als Oberbefehlshaber der 8. Armee an der Ostfront zusammen mit seinem Generalstabschef Ludendorff die in Ostpreußen eingedrungenen russischen Armeen bei Tannenberg und an den Masurischen Seen vernichtend schlagen. Seitdem mit dem Mythos des »Siegers von Tannenberg« versehen, übernahm Hindenburg Ende August 1916 zusammen mit Ludendorff (als 1. Generalquartiermeister) die Oberste Heeresleitung, die unter der Regie der beiden Feldherren eine starke Machtposition gegenüber der Reichsregierung und zunehmend auch gegenüber dem Kaiser ausbaute. Anfang November 1918 riet Hindenburg, um die Monarchie zu retten, Kaiser Wilhelm II. zur Abreise nach Holland. Zusammen mit dem Nachfolger Ludendorffs, dem General Groener, stellte er sich der neuen Regierung in Berlin zur Verfügung, um die revolutionären Unruhen im Lande zu bekämpfen und die Fronttruppen reibungslos in die Heimat zurückzuführen. Später trug er durch seine Aussage vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der die Ursachen der Niederlage klären sollte, dazu bei, dass die Dolchstoßlegende bekräftigt wurde und schwerwiegende Wirkungen erzielte. Nach dem Tode des Reichspräsidenten Ebert wurde Hindenburg von den Rechtsparteien für den 2. Wahlgang am 26. April 1925 als Kandidat für die Nachfolge Eberts aufgestellt. Er siegte mit 14,6 Millionen Stimmen gegen den Kandidaten der Weimarer Koalition, den Zentrumspolitiker Wilhelm Marx, der 13,7 Millionen Stimmen erhielt. Hindenburg hat sich bemüht, sein Amt im Rahmen der Verfassung korrekt auszufüllen, aber nie einen Hehl daraus gemacht, dass er ein Anhänger der Monarchie geblieben war. Als Hindenburg im März 1930 den Zentrumsführer Heinrich Brüning zum Kanzler des Reiches ernannte, ohne das Parlament einzuschalten, schlug er den Weg zur Aushöhlung des parlamentarischen Systems und zur Einführung des Präsidialregimes ein. Bei der Reichspräsidentenwahl im Frühjahr 1932 wurde er für eine weitere Amtsperiode wieder gewählt, jetzt allerdings mit den Stimmen der Parteien der Mitte und der Sozialdemokraten, während die Deutschnationalen und Nationalsozialisten die Kandidatur Adolf Hitlers unterstützten. Nachdem Brüning - nicht zuletzt, weil er den Interessen der ostelbischen Großgrundbesitzer im Wege stand - von Hindenburg fallen gelassen worden war, führte der Reichspräsident die Praxis des Präsidialregimes fort und ernannte, den Ratschlägen eines kleinen Kreises seiner Umgebung folgend, zu der auch sein Sohn gehörte, am 1. Juni 1932 Franz von Papen, am 3. Dezember 1932 den General Kurt von Schleicher und schließlich am 30. Januar 1933 Adolf Hitler, den Führer der NSDAP, zum Reichskanzler. Zur Legitimation des NS-Regimes bereit und unfähig, der sich abzeichnenden Gewaltherrschaft entgegenzutreten, hat der von den Entscheidungen abgedrängte Hindenburg durch die Unterzeichnung der Verordnung zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 (nach dem Reichstagsbrand) wie durch seine Mitwirkung am »Tag von Potsdam« zur Festigung der nationalsozialistischen Herrschaft beigetragen. Nach Hindenburgs Tod am 2. August 1934 übernahm Hitler selbst das Amt des Staatsoberhaupts.
Universal-Lexikon. 2012.